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Notfallmanagement von Stromunfällen
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für Ärztinnen und Ärzte
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von
sanofi-aventis
Notfallmanagement
von Stromunfällen
Parallel zum steigenden Stromverbrauch in
Deutschland wurden die Sicherheitstechniken
stetig verbessert, und es ist wohl auch ihnen
zuzuschreiben, dass Stromunfälle trotz
steigendem Verbrauchs seltener geworden sind.
Die meisten Ärzte und Notärzte haben
so kaum persönliche Erfahrung damit.
Gerade hier aber sind medizinisches Detailwissen
und genaue Kenntnisse der technischen Umstände
unabdingbar. Nicht nur, dass die Analysen
von Verletzungsmuster und Unfallhergang vor
Ort gutes Basiswissen erfordern. Insbesondere
bei Hochspannungsunfällen begibt sich
der unerfahrene Helfer schnell in Lebensgefahr.
Einteilung
der Stromunfälle
Wer mit Elektrizität natürlichen
oder zivilisatorischen Ursprungs in Berührung
kommt, erleidet Verletzungen aufgrund der
primären Stromeinwirkung (elektrische
und thermische Schäden), als auch sekundär,
etwa durch Stürze oder Knochenfrakturen.
Je nach Spannung und Stromquelle bestehen
dabei unterschiedliche Gefahrenschwerpunkte:
Niederspannungsunfälle
(bis 1000 Volt) können lebensgefährliche
Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern
auslösen (elektrische Schädigung).
Zu dieser Kategorie gehören die meisten
Unfälle mit Haushaltsstrom (in Deutschland
230 Volt). Spannungen unter 50 Volt (Batterien,
Telefonanlagen, Klingelstrom) sind normalerweise
harmlos.
Hochspannungsunfälle (über 1000
Volt) hinterlassen an den Kontaktstellen Strommarken
und im Körper im Bereich des Stromkreises
erhebliche Verbrennungen (thermische Schädigung)
bis hin zur Verkohlung. Hochspannungsleitungen
führen bis zu 380000 Volt, Fahrleitungen
der Bahn 15000 oder 25000 Volt.
Glücklicherweise ereignen sich zirka
80 Prozent der Unfälle im Niederspannungsbereich,
vor allem im Haushalt, beim leichtsinnigen
Umgang mit elektrischen Geräten oder
bei laienhaftem Herumbasteln an
Kabeln. Mit drei Prozent liegt die Letalität
hier deutlich unter der von Hochspannungsunfällen
(30 Prozent). Eine Sonderform des Hochspannungsunfalls
ist der Blitzschlag.
Was
Sie als Arzt über Strom wissen sollten
Wer vor Ort einen Stromunfall und mögliche
Verletzungen einschätzen will, muss über
gewisse physikalische Grundkenntnisse verfügen:
Der
Körper wird durch den Strom geschädigt,
der durch ihn durchfließt. Dazu ist
eine Spannungsdifferenz notwendig, ein elektrisches
Potenzial zwischen zwei Punkten. Gerät
der Körper zwischen diese zwei Punkte
gleicht sich das Potenzial durch Stromfluss
über den Körper aus. Das kann durch
zwei Kontaktpunkte geschehen, z.B. durch Berührung
der zwei Punkte mit zwei Händen oder
auch nur durch Kontakt mit einer Körperstelle,
etwa mit einer Hand. Der Strom kann dann z.B.
über ein Bein in die Erde abfließen.
Hohe Spannungen springen unter Umständen
auch ohne direkten Kontakt über (Lichtbogen).
Die überbrückbare Distanz beträgt
in der Luft 1cm/1000 Volt. Das heißt,
dass bei einer Hochspannungsleitung mit 380
Kilovolt ein Lichtbogen bis vier Meter möglich
ist und äußerste Vorsicht bei der
Bergung geboten ist.
Für
den Verletzungsgrad spielt vor allem die Stromstärke
eine wichtige Rolle (I, gemessen in Ampere),
genauer gesagt, die Stromdichte (Ampere pro
cm2). Dabei gilt: Je höher die Spannungsdifferenz
(U, gemessen in Volt) und je niedriger der
Widerstand (R, gemessen in Ohm), desto stärker
der Strom. Das wird durch das ohmsche Gesetz
festgehalten: R=U/I. Das erklärt unter
anderem, warum Strom in Nassbereichen, wie
dem Bad oder bei Regen nassen Händen
draußen, gefährlicher wird. Der
Körperwiderstand variiert zwischen 1000
Ohm, bei trockener, dicker Haut und einem
Ohm bei feuchter, dünner Haut. Ist die
Spannung hoch und der Widerstand klein, wird
die Stromdichte im Körper so hoch, dass
die inneren Organe regelrecht verkochen können.
Daneben
spielen aber auch andere physikalische Aspekte
für das Verletzungsrisiko eine Rolle.
Stromart:
Gleichstrom (z.B. Telefonnetz) ist normalerweise
weniger gefährlich als der haushaltsübliche
Wechselstrom. Für den gleichen schädigenden
Effekt sind bei Gleichstrom drei- bis viermal
höhere Spannungen erforderlich. Das liegt
daran, dass jeder Polaritätswechsel des
Wechselstroms die vulnerable Phase des Herzens
treffen kann (Kammerflimmern). Größere
Maschinen werden mit Drehstrom betrieben,
der medizinisch, hinsichtlich der Konsequenzen,
mit Wechselstrom vergleichbar ist.
Kontaktzeit: Stromstärken von 25mA und
mehr können durch Muskelkontraktion ein
Loslassen verhindern und damit die Kontaktzeit
gefährlich erhöhen. Je länger
der Kontakt, desto gefährlicher. Im Niederspannungsbereich,
bei Wechselstrom, kommt es bei längerem
Kontakt häufiger zu Stromimpulsen, die
Arrhythmien auslösen können. Bei
Haushaltsstrom wird das nach einer Sekunde
schon gefährlich. Beim Hochspannungskontakt
wächst die thermische Schädigung
mit der Kontaktzeit.
Stromweg: Je nach Weg im Körper schädigt
der Strom unterschiedliche Organe. Kleine
Stromstärken zwischen zwei Beinen sind
so eventuell ungefährlich, während
die gleiche Stromstärke zwischen rechter
Hand und linkem Fuß (Herzachse) einen
Herz-Kreislauf-Stillstand bewirken kann. Aufschluss
über die Stromachsen und damit über
mögliche Organschäden geben die
Strommarken", grauweißliche
Hautläsionen mit aufgeworfenem Rand,
die die Ein- und Austrittsstellen des Stroms
am Körper markieren. Je kleiner die Kontaktfläche,
desto deutlicher die Strommarken. Bei Flächenkontakt,
wie in der Badewanne, fehlen sie.
Diagnose am Unfallort schwierig
Am Unfallort ist es in der Regel kaum
möglich, die genauen Verletzungen zu
diagnostizieren oder den Unfallhergang zu
rekonstruieren. Zu komplex sind die möglichen
Stromauswirkungen und ihre Konsequenzen. So
kann im Einzelfall bereits eine geringe Stromstärke
zu irreversiblem Kreislaufstillstand führen,
während ein Starkstromunfall folgenlos
überlebt wird. Unter den gegebenen äußeren
Umständen lassen sich mit entsprechendem
Know-how aber bestimmte Verletzungsmuster
vermuten und behandeln. Das Wichtigste ist
dabei wieder die Einteilung in Hoch- und Niederspannungsunfälle.
Beim
Niederspannungsunfall steht die elektrophysiologische
Schädigung im Vordergrund, beim Hochspannungsunfall
primär die elektrothermische mit inneren
Verbrennungen oder Verkochungen. Die Strommarken
und der Zustand des Patienten geben Aufschluss
über eventuell betroffene Organe. Vor
der medizinischen Versorgung hat der Notarzt
jedoch noch eine Hürde zu nehmen: Die
technische Rettung und die ist unter Umständen
zeitraubend und psychisch belastend, denn
zum Teil muss auf Fachpersonal zum Abschalten
des Stromkreises gewartet werden. Eine Alternative
gibt es bei Stromunfällen jedoch nicht,
sonst begibt sich der Helfer selbst in Lebensgefahr.
Danach steht, wie bei allen Notfallopfern,
die Sicherung der Vitalfunktionen im Vordergrund.
Besonders bei Hochspannungsunfällen gibt
es aber auch hier einige Besonderheiten. Eine
Einweisung ins Krankenhaus ist immer indiziert.
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